
«… heftige bewegungen der seele»
Im Kraftfeld zwischen Spätromantik und Expressionismus – Lieder, Klaviermusik und Werke für Streichquartett von Anton Webern und Alban Berg
Texte von Rosa Mayreder, Wassily Kandinsky und Arnold Schönberg
15. September 2025, 19.00 Uhr
Vortragssaal Kunsthaus Zürich
Barbara Fischer Sprecherin, Michael Wolf Sprecher
Christina Daletska Sopran, Edward Rushton Klavier
Belenus Quartett
Im Jahr 1908 überschritten Anton Webern und Alban Berg gemeinsam mit ihrem Lehrer Arnold Schönberg die Grenzen der Tonalität und öffneten das Fenster zur musikalischen Moderne. Waren die frühesten Werke der Neuen Wiener Schule in ihrem spätromantischen Klang noch von Brahms, Wagner und Strauss geprägt, so wurde die Tonalität nach und nach unterwandert, bis schliesslich mit dem Übergang zur «Freitonalität», welche auf ein tonales Zentrum verzichtet, der Bruch mit der Tradition unausweichlich wurde.
Dieser Bruch mit der Tradition verstand sich, wie der Expressionismus in der Malerei und Literatur, als Befreiung von der Natur genauso wie von der Tradition. Es ging den Pionieren der Moderne nicht mehr um Nachahmung, sondern um Ausdruck des Subjekts, nicht um Schönheit, sondern um (seelische) Wahrheit, es ging darum, tiefe Schichten des menschlichen Bewusstseins freizulegen – eine Ästhetik, wie sie auch bei Kandinsky zu sehen war.
So wie die strahlenden Farben in den Bildern von Kandinsky als Symbole innerer Zustände dienten, genauso sollte die Musik von Schönberg, Berg und Webern Ausdruck extremer emotionaler Zustände sein – Zustände, die als Spiegel des Lebensgefühls der Zeit und gleichzeitig als Ausdruck persönlicher Seelenlandschaften verstanden werden können.
Bevor mit der um 1920 geschaffenen Zwölftontechnik wieder strenge Regeln die Musik der Neuen Wiener Schule beherrschten, gab es in der Phase des Expressionismus eine Zeit der grossen kompositorischen Freiheit: Die zwischen 1908 und 1912 entstandenen Werke von Alban Berg und Anton Webern zeugen von diesem unbändigen künstlerischen Freiheitsdrang und haben bis heute nichts von ihrer expressiven Kraft und verletzlichen Intensität verloren.
Programm
Anton Webern (1883-1945)
- Bild der Liebe aus: 8 frühe Lieder (1901-1904)
- Langsamer Satz für Streichquartett (1905)
- Fünf Sätze für Streichquartett op. 5 (1909)
- Fünf Lieder aus Der Siebente Ring von Stefan George op. 3 (1908-1909)
- Fünf Lieder nach Stefan George op. 4 (1908-1909)
- Sechs Bagatellen für Streichquartett op. 9 (1913)
Alban Berg (1885-1935)
- Streichquartett op. 3 (1910, rev. 1924)
- Sieben frühe Lieder nach Gedichten von Johannes Schlaf, Theodor Storm, Otto Erich Hartleben, Rainer Maria Rilke, Paul Hohenberg, Carl Hauptmann und Nikolaus Lenau (1905-1908)
- Sonate für Klavier op. 1 (1909-1910)
Ausgewählte Texte von Rosa Mayreder, Wassily Kandinsky und Arnold Schönberg
Mitwirkende
Barbara Fischer Sprecherin
Michael Wolf Sprecher
Christina Daletska Sopran
Edward Rushton Klavier
Belenus Quartett
Seraina Pfenninger Violine
Anne Battegay Violine
Esther Fritzsche Viola
François Robin Violoncello
Konzept, Text- und Musikauswahl, Dramaturgie Rachel Eisenhut
Gestaltungskonzept Eugen Eisenhut
Produktion klangundszene
Tickets
Vorverkauf: ticketino (siehe weiter unten)
Reservation: info@klangundszene.ch
Abendkasse: 30 Minuten vor Konzertbeginn (Bargeld und TWINT)
Tickets: CHF 45.- / CHF 40.- (AHV) / CHF 30.- (Mitglieder Kunstgesellschaft Zürich) / CHF 20.- (Legikarten an der Abendkasse) / u25 freier Eintritt
Montag, 15.09.2025
Beginn: 19.00 Uhr
Vortragssaal
Kunsthaus Zürich
Heimplatz 1
8001 Zürich
Blogbeitrag
«Vollständige Befreiung von allen Formen …» – Die Wiener Schule von Arnold Schönberg, Alban Berg und Anton Webern als Laboratorium der frühen Moderne
von Daniel Ender
Förderer und Gönner
Kanton Zürich Fachstelle Kultur
Stadt Zürich Kultur
S. Eustachius Stiftung
Albert Huber-Stiftung
Josef P. und Nelly Spiess-Mohn-Stiftung
Elisabeth Weber-Stiftung
Fondation Philantropique Famille Sandoz
Hans F. Tellenbach Stiftung
Schweizerische Interpretenstiftung